Kurzbeschreibung:
Unter Linksverschiebung versteht man eine relative Vermehrung der stabkernigen Neutrophilen gegenüber den segmentkernigen. Normalerweise beträgt das Verhältnis rund 1 zu 4 (Fadenregel) bzw. 1 zu 12-15 (Drittelsregel ). Als toxisch werden die typischerweise im Rahmen von schweren bakteriellen Infekten vorkommenden Veränderungen der Neutrophilen wie toxische Granulationen, Vakuolen und basophile Schlieren (Döhle Körper) bezeichnet.
Klinisches Bild:
Die (toxische) Linksverschiebung ist kein Krankheitsbild sondern ein deskriptiv-morphologischer Begriff. Diese Blutbildveränderung kommt in der Regel im Rahmen von bakteriellen Infekten vor, aber auch bei anderen Situationen wie Verbrennungen, Tumorzerfall oder akuten Entzündungen (z.B. Gichtanfall).
Hämatologie:
Meist besteht eine Leukozytose mit Neutrozytose, die mit einem vermehrten Austritt von vornehmlich jungen Neutrophilen aus dem Knochenmark erklärt wird. Die Leukozytenzahlen liegen in der Regel zwischen 10-20x109/L, können aber in bestimmten Fällen auch höher ausfallen. Typisch ist das Verschwinden der Eosinophilen, deren Wiedererscheinen nach Abklingen der Infektion auch als "Morgenröte der Heilung" beschrieben wurde. Normale Leukozytenzahlen bei deutlich toxischen Veränderungen können Zeichen einer Erschöpfung der Granulopoiese sein, was Ausdruck eines deutlich gesteigerten peripheren Verbrauchs der Neutrophilen im Rahmen eines schweren bakteriellen Infekts (z.B. Pneumonie) ist.