Definition:
Artefakte sind durch falsche oder fehlerhafte Verarbeitung entstandene Veränderungen des Blutausstrichs. Diese Veränderungen können entweder eine Interpretation des Blutausstrichs gänzlich verunmöglichen oder aber durch Ähnlichkeit mit echten Veränderungen zu Fehlinterpretationen führen. Es ist darum wichtig, Artefakte als solche zu erkennen.
Wir unterscheiden folgende Artefakte:
- Ausstrich zu dünn
- Ausstrich zu dick
- Färbung zu sauer
- Färbung zu alkalisch
- Lädierte Leukozyten, insbesondere bei Hyperlipidämie
- Pseudoeinschlüsse
- Zu späte Verarbeitung
- Zu warme Lagerung
Ausstrich zu dünn:
Zu dünne Ausstriche entstehen, wenn beim Ausstreichen zu viel Druck ausgeübt oder ein zu kleiner Blutstropfen verwendet wird. Ist der Ausstrich zu dünn, so weisen die Erythrozyten keine Delle auf und sind oft polygonal geformt und aneinander gelagert. Somit ist hier insbesondere die Morphologie der Erythrozyten nicht beurteilbar.
Ausstrich zu dick:
Zu dicke Ausstriche entstehen, wenn beim Ausstreichen zu wenig Druck ausgeübt oder ein zu grosser Blutstropfen verwendet wird. Ist der Ausstrich zu dick, so sind die Erythrozyten übereinander gelagert und es kommt oft zur Pseudo-Geldrollenbildung. Dieses Phänomen ist in diesem Zusammenhang weit häufiger als im Rahmen eines Multiplen Myeloms, wo eine "echte" Geldrollenbildung vorkommt. Auch hier ist insbesondere die Morphologie der Erythrozyten nicht beurteilbar.
Färbung zu sauer:
Die Pufferlösung für die May-Grünwald-Giemsa-Färbung sollte einen pH-Wert zwischen 6.5 und 6.8 aufweisen. Ist sie zu sauer, so werden die Erythrozyten stark oxyphil und die Leukozyten sind schlecht angefärbt. Somit sind hier insbesondere die Leukozyten nicht beurteilbar
Färbung zu alkalisch:
Die Pufferlösung für die May-Grünwald-Giemsa- Färbung sollte einen pH-Wert zwischen 6.5 und 6.8 aufweisen. Ist sie zu alkalisch, so werden die Erythrozyten stark basophil und die Leukozyten erhalten ein toxisches Aussehen mit verstärkter Granulation und blauem Zytoplasma.
Lädierte Leukozyten, insbesondere bei Hyperlipidämie:
Wird beim Ausstreichen zu viel Druck angewandt, können Leukozyten lädiert werden und somit nicht mehr beurteilbar sein. Beim Vorliegen einer Hyperlipidämie platzen die Leukozyten auch bei korrekt erstelltem Ausstrich. Die Durchführung einer mikroskopischen Leukozyten-Differenzierung ist darum nicht möglich. Bei der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) sind die leukämischen Zellen auch leicht lädierbar. Sie werden Gumprecht'sche Schollen genannt und sind ein typisches Merkmal der CLL.
Pseudoeinschlüsse:
Beim Trocknen der Ausstriche können kleine Verdichtungen entstehen, die wie Einschlüsse in den Erythrozyten aussehen. Sie sind am ehesten mit Pappenheimer Körperchen zu verwechseln. Durch drehen an der Mikrometerschraube werden diese Pseudoeinschlüsse (links im Bild) im Gegensatz zu echten Einschlüssen zu Aufhellungen (rechts im Bild).
Zu späte Verarbeitung:
EDTA-Blut muss für die mikroskopische Beurteilung innerhalb von 2 Stunden nach Blutentnahme verarbeitet werden. Verstreicht mehr Zeit, so treten bei den Leukozyten verschiedene Veränderungen auf. Es sind dies in erster Linie Vakuolen und vergröberte Granulationen, so dass diese ein toxisches Blutbild vortäuschen. Eine ganz typische und unverwechselbare Erscheinung ist die Leukolyse. Hierbei kommt es zu charakteristischen Veränderungen des Zellkerns in Form von Abspaltungen und runden Verdichtungen. Bei solitärem dichtem rundem Kern ist eine Verwechslung mit Normoblasten möglich.
Zu warme Lagerung:
Wird das Blut nach der Entnahme zu warm (mehr als Zimmertemperatur) gelagert, kann es zu einer kleeartigen Lappung des Kerns der Lymphozyten kommen.