Definition:
Die Begleitanämie tritt bei chronisch-entzündlichen
(insbesondere rheumatischen), infektiösen und malignen
Krankheitsprozessen auf. Sie ist weltweit neben der Eisenmangelanämie
die zweithäufigste Anämieform.
Die Ursache der Begleitanämie ist nicht vollständig
geklärt. Sie liegt wohl einerseits in einer Kombination einer
leicht verkürzten Lebensspanne der Erythrozyten
(80-90 Tage statt 100-120 Tage) und andererseits in einer
Drosselung der Erythropoiese auf Grund
einer gestörten Eisenfreigabe durch Makrophagen
(Eisenverwertungsstörung) sowie durch inhibitorische
Zytokine (z.B. Tumor-Nekrose-Faktor).
Klinisches Bild:
Die Anämie ist selten schwer (Hb meist > 90 g/L).
Ihre Ausprägung korreliert meist mit der Intensität des
Krankheitsprozesses (z.B. persistierendes Fieber, generalisierte
Metastasierung). Die Patienten sind meist bezüglich der
Anämie asymptomatisch. Häufige Symptome wie
Müdigkeit und Schwäche können auch durch die
Grundkrankheit oder eine sekundäre Depression bedingt sein.
Hämatologie:
Die Begleitanämie ist in der Regel
normochrom-normozytär mit Tendenz zu
hypochrom-mikrozytär. Serum-Eisen
und Eisenbindungskapazität sind tief, während das
Serum-Ferritin normal oder hoch ist. Zudem ist die RDW
im Gegensatz zur Eisenmangelanämie normal.
Aufgepasst! Oft bestehen Begleitanämie und
Eisenmangelanämie nebeneinander (z.B. bei Patienten mit
Polyarthirtis und medikamentös bedingten gastrointestinalen
Blutungen).
Knochenmark:
Die Untersuchung des Knochenmarks ist kein essentieller Bestandteil
der Abklärung einer Begleitanämie. Sie kann jedoch
hilfreich sein, wenn Probleme bezüglich der Abgrenzung
gegenüber einer Eisenmangelanämie
bestehen. Bei der Begleitanämie ist das Eisen im Knochenmark
typischerweise normal oder erhöht.